Bauchronik – Beschreibung der Anlage
Die Kläranlage des RHV Gallneukirchner Becken wurde als biologische Abwasserreinigung für Nitrifikation und Denitrifikation mit getrennter Schlammstabilisierung sowie simultaner Phosphorfällung ausgelegt. Die Anlage ist für eine Rohwasserbelastung von max. 20381 EGW-BSBS bemessen.
Nach dem Regenbecken fließen max. 206 l/sec Abwasser im Regenwetterfall in den Rechenraum des Betriebsgebäudes. In diesem Raum ist ein automatischer Feinstrechen aufgestellt, welcher die Schwimmstoffe aus dem Abwasser entfernt, wäscht, in der Förderschnecke entwässert und in einen Container auswirft. Weiters befindet sich in diesem Raum ein Rundsandfang, in welchem sich bei konstanter Durchflussgeschwindigkeit der Sand absetzen kann. Aus diesem Sandfang wird der abgesetzte Sand in einen Sandwäscher gepumpt,
von anhaftenden organischen Bestandteilen ausgewaschen, der gewaschene Sand wird über eine Förderschnecke in einen Container ausgetragen und kann wieder verwendet werden.
Im Erdgeschoss des Betriebsgebäudes befinden sich außerdem ein neu eingerichtetes Labor, ein Aufenthaltsraum samt Sanitärräumen, ein Pumpenraum mit den Umwälzpumpen der beiden Faultürme und ein Heizungsraum. lm Obergeschossdes Betriebsgebäudes sind der Wartenraum und ein Büro angeordnet. lm Wartenraum ist die Schalt- und Steuerwarte für die Kläranlage situiert. Die Kläranlage wird mit einem Leitsystem auf Basis eines
anlagenspezifischen SPS-Logikprogrammes betrieben.
Das Abwasser fließt aus dem Rechenraum einem Verteilschacht zu. ln diesem Verteilschacht wird der Zulauf auf die beiden Vorklärbecken aufgeteilt. In diesen beiden Becken kommt es auf Grund der geringen Durchflussgeschwindigkeit zu einem Absinken der noch enthaltenen Schwebstoffe, welche mit einem Schildräumer zu einem Entnahmeschacht gezogen werden. Von hier aus wird der sogenannte Primärschlamm zu Stapelbehältern gepumpt, aus welchen er
entweder direkt oder über eine Vorentwässerung mit der Zentrifuge in die beiden Faultürme gepumpt wird. Der Ablauf aus den Vorklärbecken wird in das
neu errichtete Zwischenpumpwerk geleitet. In diesem Bauwerk wird das mechanisch gereinigte Wasser aus den VorkIärbecken mit dem Rücklaufschlamm aus den 4 Nachklärbecken vermischt und über Schneckenpumpwerke auf die 4 Belebungsbecken aufgeteilt.
Bei den bestehenden Belebungsbecken 1, 2, 3 wurden die Kronen der Wände erhöht und Rührwerke eingebaut. Das neu errichtete Belebungsbecken 4 mit einem Inhalt von 1755 m3 und einer mittleren Wassertiefe von 5,05 m wurde als Umlaufbecken errichtet. Der für das Wachstum der Bakterien notwendige Sauerstoff wird mittels am Boden der Becken montierten Belüftungsteller in
die Becken eingetragen. Die erforderliche Sauerstoffzufuhr erfolgt durch
die im Keller des Schlammentwässerungsgebäudes aufgestellten Drehkolbenverdichter.
Die Belebungsbecken werden als Belebungsanlage mit Nitrifikation und Denitrifikation betrieben. Bei der biologischen Abwasserreinigung dienen die
im Abwasser enthaltenen Schmutzstoffe den Mikroorganismen als Nahrung.
Dabeiyerwandeln die Bakterien organische Schmutzstoffe teilweise in anorganische Endprodukte (z.B. Wasser, Kohlendioxyd), zum Teil dienen sie als
Baustoffe für die eigene Körpersubstanz. Durch spezielle Bakterien wird mit Hilfe von Sauerstoff der im Abwasser enthaltene Ammoniumstickstoff in Nitrat umgewandelt (Nitrifikation), Bei der Denitrifikation wird sodann unter Sauerstoffmangel von anaeroben Bakterien der im Nitrat enthaltene Sauerstoff für die Atmung verwendet. Der frei werdende Stickstoff entweicht in Gasform aus dem Abwasser. Über in den Belebungsbecken installierte Sauerstoffsonden wird der gelöste Sauerstoff im Wasser gemessen. Diese Messwerte dienen als Grundlage für das, in der Leittechnik installierte, Programm für den Betrieb der Belebungsbecken. Um Absetzerscheinungen zu verhindern, wird der Inhalt der Belebungsbecken durch Strömungsaggregate permanent in Bewegung gehalten.
Von den Belebungsbecken fließt das mit dem Belebtschlamm versetzte Wasser den Nachklärbecken zu. In den drei längs durchströmten Nachklärbecken des Altbestandes und dem neuen radial durchströmten kreisrunden Nachklärbecken setzt sich der Schlamm am Boden ab und wird mit den Räumschildern der permanent angetriebenen Räumer zu einem Trichter transportiert, von dort mittels hydraulischem Heber zu den Rücklaufschlammpumpwerken gehoben und wieder über den Verteilschacht in die Belebungsbecken zurückgefördert. Aus den Nachklärbecken fließt das gereinigte Abwasser über Zahnschwellen bzw. Tauchrohren ab und wird nach Durchfließen einer induktiven Mengenmessung zur Großen Gusen abgeleitet. Ein Teil des Schlammes wird entnommen und über die Vorlagebehälter den Faultürmen zugeführt. Primärschlamm und Überschussschlamm werden gemeinsam in den beiden Faultürmen unter Luftausschluss ausgefault. Der Schlamm wird dazu mit Wärmetauschern auf ca. 35° C aufgeheizt, wodurch optimale Bedingungen für die Methanbakterien entstehen. Die Bakterien wandeln das Schlammwassergemisch um. Bei diesem Stoffwechselvorgang entsteht Klärgas, das zu rd. 2/3 aus reinem Methan besteht. Dieses wird im Klärgasbehälter gesammelt und zur Beheizung der Gebäude und der Faultürme verwendet. Nach einer Aufenthaltszeit von rd. einem Monat in den Faultürmen ist der Klärschlamm weitgehend geruchslos und biologisch unbedenklich. Er wird aus den Faultürmen abgezogen und im Schlammsilo zwischengelagert. Im nördlichen Kläranlagenbereich befindet sich zwischen dem neuen Nachklärbecken und den bestehenden Schlammsilos das
Schlammentwässerungsgebäude mit anschließender Trockenschlammzwischenlagerhalle.
Im Kellergeschoss des Schlammentwässerungsgebäudes sind die Gebläse zur Belüftung der Belebungsbecken untergebracht. Weiters befindet sich hier ein Lagerraum für das Fällungsmittel zur simultanen Phosphatfällung. Im Erdgeschoss des Gebäudes ist eine Werkstätte situiert. Im Nebenraum sind die Ansetzbehälter zur Aufbereitung des ausgefaulten Schlammes aufgestellt. Der im Schlammsilo zwischengestapelte Klärschlamm wird mit einem Gemisch aus Kalk und Polymere versetzt und der Zentrifuge, welche im Obergeschoss aufgestellt ist, zugeführt. Die Zentrifuge entwässert den Klärschlamm bis zu einem Trockensubstanzgehalt von ca. 35%. Der so entwässerte Schlamm wird über eine Austragsschnecke in die angrenzende Trockenschlammzwischenlagerhalle ausgetragen und dort nach einer Analyse bis zur landwirtschaftlichen Verwertung zwischengelagert.
Die bei der Schlammentwässerung anfallenden Zentratwässer werden über das Verteilbauwerk wiederum den Belebungsbecken zugeleitet. Die Abluft aus dem Rechenraum, dem abgedeckten Schlammsilo, dem Belebungsbecken 4 und der Zentrifuge wird über zwei Biofilteranlagen in Containerbauweise abgezogen und biologisch gereinigt.